Um das Jahr 1974 herum arbeitete ich als Student nebenbei in einer kleinen Firma in der Nachbargemeinde – als „Mädchen für alles“ – während des Semesters jeden Freitag und in den Ferien mehr oder weniger Vollzeit. Die Aufgaben waren vielfältig. Mal stand ich mit der Schaufel an der Mischmaschine und bereitete den Estrich für die neue Halle vor, mal musste ich an der Flockenmühle alten Schaumstoff zerkleinern, der dann als Kissenfüllung weiterverarbeitet wurde, mal durfte ich Material ausliefert. Das war natürlich meine Lieblingsaufgabe. Meist ging es in einem alten Ford Transit in den Westerwald, dann auch schon mal in einer Ente, vollgepackt mit Sitzkissen, ins Siegerland oder mit dem Mercedes /8 240 D des Chefs in die Pfalz. Höhepunkt war, als ich an einem schönen Frühlingsnachmittag den weißen Fiat 124 Spider des Schwagers des Firmenbesitzers zugeteilt bekam, da sonst kein anderes Auto zur Verfügung stand. Nach den ersten Kilometern mit heruntergeklappten Verdeck war ich dem Auto verfallen.
Die finanzielle Situation als Student und später in meiner ersten Anstellung erlauben mir aber nur billige 124S Limousinen und später einen Kadett C. Fiat 124 Spider waren inzwischen nur noch als Gebrauchtwagen zu bekommen, denn Fiat hatte den Vertreib in Deutschland eingestellt und das Angebot an gebrauchten war knapp. Mein Wechsel in die Selbstständigkeit und das gut bezahlte Engagement bei einem Münchner Automobilhersteller erlaubte den ersten Gedanken an einen Neuwagen. Gerade rechtzeitig als mein Kadett C seinen Geist aufgab war der Spider auch wieder in Deutschland verfügbar, jetzt als Pininfarina Spidereuropa.
Im Motorama an der Rosenheimer Straße, 1983 noch eine Ansammlung von Ausstellungsräumen der Autohändler, stand schon eine Weile ein roter Spider, den ich immer wieder mit Verlangen angeschaut hatte. Der sollte jetzt meiner werden. Um so größer war die Enttäuschung, als ich beim Versuch, ihn zu kaufen, das „Verkauft“-Schild in der Windschutzscheibe sah. Wie lange würde eine Bestellung dauern? ich wollte und braucht das Auto ja sofort. Die Erleichterung war groß, als der Verkäufer erklärte, dass das Schild nur im Wagen sein, um ihn vor zu vielen Neugierigen zu schützen. Von da bis zur Vertragsunterzeichnung verging nur noch eine Viertelstunde und zwei Tage später war das Auto bar bezahlt und auf mich zugelassen.
Die nächsten drei Jahre brauchten viel Fahrfreude auf 120.000km meist offen gefahrene Strecken, den einen oder anderen Sonnenbrand, leider auch 13 abgerissene Auspuffrohre – das Problem bekam keine Werkstatt in den Griff – und ab 1985 den sehnsüchtigen Blick auf den Volumex. Aber ich hatte ja ein Auto, das noch immer fast wie neu aussah, vermutete einen hohen Wertverlust und konnte mich daher nicht zu einem Wechsel durchringen. Anfang 1986 stand die Frage im Raum, ob es sinnvoll sei, die Vollkosko zu beenden und aus Kostengründen auf Teilkasko zu wechseln. Nach reiflicher Überlegung habe ich davon Abstand genommen, was mir bald zu gute kommen sollte.
Rosenmontag auf dem Weg nach München wurde das Wetter immer schlechter und hinter dem Altmühltal setzte Schneefall ein, der mich zum Langsamfahren zwang. Der Spider ist wirklich kein Winterauto. Trotzdem wurde mit die Schneewehe bei der Ausfahrt Ingolstadt, da wo zu der Zeit noch die Tankstelle der US-Streitkräfte war, zum Verhängnis. Nach einen 180-Grad-Dreher schlug der Wagen erst mit dem vorderen Kotflügel auf der Beifahrerseite ein und anschließend auch noch mit dem hinteren Kotflügel. Auch das gerade erst neu aufgezogene Dach war beschädigt. Da der Wagen noch fahrbereit war, habe ich mich erst einmal auf den Standstreifen gerettet, früh genug, um nicht von dem großen BMW getroffen zu werden, dem das gleiche passierte. Dann habe ich mich langsam nach München geschleppt und den Wagen gleich bei der Werkstatt abgestellt. Der Schock war groß, aber immerhin: er war ja noch Vollkasko versichert. Zu meiner großen Überraschung taxierte man den Wagen als Totalschaden mit akzeptablem Restwert und einer hohen Wiederbeschaffungssumme. Da auch gleich ein Aufkäufer zur Stelle war, der den Wagen für ein angemessenes Entgelt kaufen wollte, habe ich nicht lange gezögert – der Weg zum Volumex war gegen einen überraschend geringen Aufpreis frei – und dieses Auto steht immer noch in meiner Garage. Den Winterbetrieb habe ich ihm aber nie zugemutet, Erfahrung macht klug, und mir zum Herbst noch ein Lancia Gamma Coupé dazugekauft.