03.2020 – Der Volumex im Alltag

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Der Volumex ist eine Diva – schön, mit Charme und Eigenheiten, aber auch exzentrisch.

Im Vergleich zu neuen Zweisitzern hat der 124 Spider ausgesprochen viel Platz. Man sitzt nicht eingemauert zwischen Tür und Mitteltunnel und die Gürtellinie ist sehr niedrig, was zusammen mit dem kleinen seitlichen Dreiecksfenster im Dach und der großen Heckscheibe schon in geschlossenem Zustand für Licht und gute Rundumsicht sorgt. Das manuelle Dach lässt sich leicht und schnell öffnen, verzichtet man auf die Persenning, braucht man dazu noch nicht einmal auszusteigen. Einmal geöffnet, sitzt man wirklich draußen, im Gegensatz zu neueren Fahrzeugen, wo die Türoberkante bis an die Ohren reicht. Durch den recht großen Kofferraum, dem zusätzlichen Stauraum unter einer Klappe hinter den Sitzen, und der Ablage, die auch bei offenen Verdeck noch Platz für bis zu zwei Wasserkisten bietet, ist der Wagen auch für längere Reisen zu zweit bestens geeignet. Dazu kommt die gute Übersicht, die Fahrzeugenden sind offen wie geschlossen gut zu sehen. Ich habe ja auch einen BMW Z1, der nur knapp 19cm kürzer ist. Im direkten Vergleich fällt sofort auf, wie viel nutzbarer der Spider im Alltagsbetrieb ist.

Trotz seines Exotenstatus ist der Volumex in der Versicherung ausgesprochen preiswert. Mit H-Zulassung liegt der Preis für eine Vollkaskoversicherung aktuell (stand 2020) bei ca 200 Euro.

Antrieb

Die 135PS und 206nm des kompressorunterstützten Vergasermotors mit zwei obenliegenden Nockenwellen und 2 Liter Hubraum haben mit dem Leergewicht von 1060kg recht leichtes Spiel. Immerhin gibt es eine elektronische Zündanlage. Der Motor zieht schon aus niedrigen Drehzahlen kräftig an, höhere Drehzahlen braucht er dagegen nicht, denn der Leistungszuwachs hält sich in Grenzen, ein typischer Kompressormotor halt. Diese Charakteristik passt gut zum Fahrzeug, Überlandfahrten sind seine Stärken. Er zieht gut aus dem Drehzahlkeller an und erlaubt so sichere Überholmanöver, gleichzeitig kann man fast alles im fünften Gang entspannt fahren. Die rund 200km/h Spitzengeschwindigkeit sind auf der Autobahn mühelos erreichbar, aber nicht unbedingt ein Genuss, da der Wagen dann laut wird und angestrengt klinkt.

Das Fünfganggetriebe will mit Nachdruck – und Gefühl – geschaltet werden. Schnelle Gangwechsel fühlen sich nach Gewalt an und sollten vermieden werden, da das Getriebe mit der Leistung und dem Drehmoment gerade so zurecht kommt. Dazu kommt, dass die Haltbarkeit der Schaltgabeln bei falsche Behandlung sehr kurz ist. Die Abstufung ist sportlich und der fünfte Gang eigentlich zu kurz übersetzt, was bei höheren Geschwindigkeiten zu hohen Drehzahlen und einer entsprechenden Geräuschkulisse führt. Die ist ab und zu unterhaltsam, auf die Dauer allerdings lästig, Gespräche mit den Beifahrer werden anstrengend, Radiohören kaum mehr möglich. Den Spider fährt man im hohen Gang und mit erlaubten Geschwindigkeiten durch die Eifel. Da gibt es dann auch keine Hitzeprobleme, denn jede Form von Stop-and-Go und Staus sind gegen die Natur des Autos, er wird schnell sehr warm. Der über rund 70.000km gemittelte Benzinverbrauch liegt bei 10l/100km. Das ist für ein über dreißig Jahre altes Auto, dazu noch mit Kompressor, angemessen.

Fahrverhalten

Das Fahrwerk ist im Prinzip auf den Stand von 1966, mit einer angetriebenen Starachse. Gegenüber den normalen Spidern ist der Wagen 2 cm tiefergelegt, dazu kommen dreigeteilte Speedline-Räder und leistungsfähigere vordere Bremsscheiben. Die einzige Servounterstützung des Autos haben die Abarth-Ingenieure der Bremsanlage spendiert, sonst ist der Volumex ein analoges Auto. Im Stand sind die Lenkkräfte daher, auch auf Grund der breiteren Reifen, sehr hoch. Rollt das Auto aber erst einmal, freut man sich über die präzise und ungefilterte Rückmeldung und angenehme Lenkkräfte. Trotz der großen Bremsscheiben ist das Bremsverhalten nicht mit dem aktueller Fahrzeuge zu vergleichen, daher ist eine defensive Fahrweise mit reichlich Abstand geboten. Voller Leistungseinsatz in kleinen Gängen und auf rutschigem Untergrund führen sehr schnell zu Drehern. Die Starrachse erfordert einen sinnvollen und umsichtigen Leistungseinsatz. Zusammen mit der Originalbereifung von Pirelli machte das den Wagen bei Regen zu einer echten Herausforderung, ein Markenwechsel – und neue Reifentechnologie – dämpfen das Verhalten, es bleibt aber spannend und für Fahrer, die an moderne elektronische Helfer gewöhnt sind, extrem überraschend.

Die Unterschiede zum SpiderEuropa

Parallel zum Volumex wurde auch noch eine einfache Version des SpiderEuropa mit einem 105PS-Einspitzer gebaut. Die Basis beider Fahrzeuge ist gleich, Blech, Beleuchtung, Verdeck, Glasteile sind identisch. Die Unterschiede liegen im Detail. Da sind natürlich erst einmal die technischen Elemente des Volumex: Kompressormotor, Vergaser statt Einspritzung , Tieferlegung, andere Räder und Bereifung, andere Dämpfer und eine angepasste Bremsanlage.

Dazu kommen die dem Volumex eigenen Ausstattungselemente. Unter der Frontmaske gibt es einen größeren Frontspoiler, der seitlich in die VX-Kotflügelverbreiterungen übergeht. Den DS VX gab es nur ein zwei Farben, Metallic-Rot und Schwarz, die beide diesem Modell vorbehalten und für den Einspritzer nicht zu bekommen waren. Je ein Volumex-Schriftzug auf der Motor- und Kofferraum-Haube, zwei Volumex-Embleme auf den Kotflügeln und zweifarbige Streifen an den Flanken unterscheiden den VX vom normalen DS. Das Armaturenbrett gleicht bis auf kleine Änderungen dem des normalen Spiders. Der Blick auf die Mittelkonsole zeigt den größten Unterschied. Hier gibt es ein zusätzliches Instrument, dass den Ladedruck anzeigt. Beim normalen DS sitzt hier die Regulierung der Instrumentenbeleuchtung. Bei VX wird das mit einer kleinen Rändelschraube, ähnlich der für die Rückstellung des Tageskilometerzählers, rechts unten neben dem Lenkrad, eingestellt. Der VX-Tacho geht bis 240km, der des DS nur bis 220km/h. Der Drehzahlmesser ist identisch. Zusätzlich gab es noch weiße Frotteebezüge für die Sitze und die Kopfstützen, mit eingesticktem Pininfarina-Schriftzug. Bedingt durch die größeren Räder hat der VX nur ein spezielles Notrad mit eingeschweißter Spurplatte.

Nachrüstungen an meinem Fahrzeug

Im Laufe des Autolebens bekam mein Volumex einige Nachrüstungen. Der originale Abarth-Endtopf sah gut aus, war aber nicht sehr lange haltbar. Nach rund 30.000km musste Ersatz her. Es stellte sich die Frage nach der richtigen Lösung, wieder einen sehr teuren Abarth-Endtopf zu kaufen oder gleich auf eine Edelstahlanlage umzurüsten? Da diese nur wenig teurer war und langfriste Haltbarkeit versprach, fiel die Entscheidung leicht. Diese Anlage ist heute noch eingebaut und sieht wie neu aus. Als hat die Steuersätze in den Neunzigern an die Abgaswerte angepasst wurden, war es sinnvoll, einen Katalysator nachzurüsten. In dem Zuge wurde auch gleich ein Fächerkrümmer montiert. Die Kosten dafür haben sich durch die rund 50% niedrigere Steuer schnell armortisiert. Zur Verbesserung des Startverhaltens bei heißem Motor wurde ein Benzindruckregler nachgerüstet, der die Dampfblasenbildung im Vergsser reduziert.

Da ein Radio nicht zur Serienausstattung gehörte, galt es, ein passendes zu finden. Irgendwann in den späten Neuzigern brauchte Grundig ein interessantes Gerät auf den Markt, mit CD-Spieler, zu den Instrumenten passender Beleuchtung und traditioneller Zweiknopfbedienung, die perfekte Mischung zwischen Retro und Moderne. Dass dieses Gerät auch eine Wechslersteuerung hat, an die man leicht einen Aux-Anschluss nachrüsten konnte, war dann die erfreuliche Entdeckung, als CDs aus der Mode und Smartphones und MP3-Spider in Mode kamen. Als Antenne habe ich ein Hirschmann-Motorantenne nachgerüstet.

Wartung, Service, H-Kennzeichen

2015 war der Volumex bei G&B in Webling/Pfaffenhofen für eine große technische Revision, bei der alle Dichtungen erneuert wurden, das Getriebe repariert und gewartet wurde, der Vergaser neu eingestellt wurde und die Fensterheber, die mit der Zeit schwergängig wurden, wieder leichtgängig bemacht wurden. Da der Katalysator nach vielen Jahren im Gebrauch defekt war, wurde er ausgebaut und im Zuge der H-Abnahme wieder ausgetragen. Damit sind die Abgaswerte in Zukunft leichter zu erhalten, es muss nie wieder ein verbrauchter Kat ersetzt werden und mit der H-Zulassung gibt es auch keinen negativen Einfluss auf die KFZ-Steuer.

Der Wagen hat immer noch das erste Dach, Lackierung, Bremsscheiben, Motor, Getriebe und Kupplung sind original.