Der Vorfall im Gotthardtunnel

  1. Mai 2018 – Rainer und ich sind auf dem Weg zum Concorso nach Cernobbio. Da wir auf sonniges Wetter hoffen, haben wir meinen E36 328 genommen. Hinter Basel steht die Entscheidung an: Gotthard-Tunnel oder über Zürich und den St-Bernadino-Tunnel ins Tessin. Da der Verkehrsfunk keine Probleme vor dem Gotthardtunnel meldet, wählen wir die kürzere und schnellere Route. Leider erweist sich das als fatal, denn es gibt doch den üblichen Stau vor dem Tunneleingang. Im Schritttempo quälen wir uns voran, und die langsam steigende Temperaturanzeige lässt nicht Gutes ahnen, besonders, da die Heizung nicht senkend hilft sondern nur kalte Luft ins Auto bläst. Dann endlich sind sind im Tunnel und können zügig weiterfahren, aber die Situation wird nicht besser, bis auf einmal alle Lampen angehen, der Motor dafür ausgeht und wir es gerade noch so in eine Haltebucht schaffen.
    Unter dem Auto bildet sich eine Pfütze, das sieht nicht gut aus. Also rufen wir Hilfe, die nach mehr als einer Stunde kommt, den Wagen auflädt und uns nach Airolo in eine Werkstatt bringt. Dort habe ich dann erst einmal versucht, mit dem ADAC Kontakt aufzunehmen. Da ich schon lange Plus-Mitglied bin, hoffe ich auf Unterstützung und Hilfe – und bekomme nicht außer Kosten, da ich von der Schweiz aus nach Deutschland über mein Mobiltelefon anrufe. Der Mitarbeiter an der Hotline spricht kein gutes Deutsch und entweder versteht er meine Situation nicht, oder es ist Taktik des ADAC, um so die Kosten zu drücken. Der erste Vorschlag ist der, den ich immer wieder gehört habe: Das Auto ist alt, die Reparaturkosten sind hoch, wir bieten ihnen die kostenlosen Verschrottung an. Ist das eine Frechheit oder fehlende Kompetenz? Mein E36 329i ist extrem gepflegt, hat nur 230.000km auf der Uhr (der meiner Frau ist bei 330.000km bei einem Unfall gestorben, da war also noch reichlich Laufleistung zu erwarten), die Preise für den großen Sechszylinder sinken schon lange nicht und das Potential an zukünftiger Klassiker wird jeder in der Szene bestätigen.
    Also: kein Verschrotten, sondern Reparatur – für das weitere Vorgehen will der ADAC aber ein Gutachten von der Werkstatt sehen. Das kann dauern, also bleibt nur, die Abschleppkosten (490 Franken) selbst zu bezahlen, Bedenkzeit zu erbitten und dann nach Hilfe bei der Weiterreise zu fragen. Hier kommt von ADAC – nichts, man lässt uns mit dem Hinweis, man hätte auch keine Idee, einfach in Regen stehen. Leihwagen gibt es vor Ort keine, also bleibt nur, ein Taxi zu bestellen, das uns zum Bahnhof bringt und zu hoffen, dass wir von dort wegkommen. Nach einer Stunde kommt ein Zug, der uns nach Bellinzona bringen wird, und dort gibt es vielleicht Anschluss nach Como, wo wir ein Hotel reserviert haben.
    In Bellinzona kommen wir nach 20:00 an, unsere erste Idee, nun einen Mietwagen zu buchen und damit weiterzufahren, lässt sich nicht umsetzen, alle Läden sind schon geschlossen. Aber es gibt einen Zug, der uns nach Como bringt. Wir kaufen ein Ticket im Internet, gehen zum Bahnsteig und müssen lesen, dass der Zug gut eine Stunde Verspätung hat. Die geplante Ankunftszeit in Como ist kurz vor 24:00, die Rezeption schließt allerdings schon um Mitternacht. Zu Glück gibt es immerhin WLAN auf dem Bahnsteig, sodass wir per Email unsere späte Ankunft ankündigen können und gleich auch ein Auto für die kommenden Tage und einen Rückflug von Mailand nach Köln buchen können.
    In Como schaffen wir es dann gerade noch pünktlich ins Hotel. Am nächsten Morgen holen wir den Wagen ab und ab da kehrt etwas Ruhe ein. Der Concorso ist gewohnt schön, das Wetter prächtig und die Abendessen sind ein Genuss.
    Am Sonntag Nachmittag sind wir rechtzeitig in Malpenza, geben das Auto ab und gehen zum Checkin. Hier herrscht Chaos, da die Fluglotsen in Frankreich streiken. Das solle ja bei einem Flug von Italien über die Schweiz nach Deutschland kein Problem sein – ist es überraschenderweise aber: alle Flüge sind anuliert. Wir stehen als in einer langen Schlange vor dem Schalter und niemand gibt irgendwelche Informationen darüber, welche Option es gibt, doch noch nach Hause zu kommen. Selbst für die Montag-Morgen-Flüge will man keine Garantie übernehmen, da die Auswirkungen des Streiks keine seriöse Planung für den kommenden Tag zulassen. Es wir langsam Abend und es gibt keinen Plan. Hotels: ausgebucht, Züge: erst am nächsten Morgen mit einer Fahrzeit von ca. 10 Stunden. Flixbus: es sind nur noch drei Platze frei und man müsste in 45 Minuten am Busbahnhof in der Stadt sein. Also beginnen die Diskussionen in der Warteschlange – we muss wo hin, was kann man tun? Wir finden 4 weitere Reisende, die nach Köln und Bonn möchten und entscheiden: einer geht und versucht, keinen Kleinbus in Einwegmiete zu bekommen. Parallel klären wir mit dem Schalterpersonal, welche Rückerstattung wir erwarten können. Und schließlich haben wir Glück: es gibt noch einen Vito, und die Kosten, geteilt dich 6, werden durch die Kompensation der Luftlinie gedeckt. Der Wagen ist allerdings in einem üblen Zustand, voller Unfallschäden. Wir fotografieren also erst einmal alles im Detail und lassen das vom Personal der Mietwagenfirma genau so bestätigen, was zu einer weiteren Verzögerung führt. Kurz vor Mitternacht sind wir dann endlich auf der Straße. Die weitere Fahrt ist überraschend ereignislos, gegen Mittag sind alle Mitreisenden an ihrem Bestimmungsort abgeliefert und der Wagen ist zurückgegeben. Wie erwartet nicht ohne Diskussion wegen der vielen Schäden. Wie gut, dass wir Vorsorge für den Fall getroffen haben. Alle entstandenen Kosten –Abschleppkosten, Taxi, Bahn, Mietwagen in Como, Flug/Mietwagen für die Heimreise habe ich selbst bezahlen dürfen, und auch bei der ganzen Organisation gab es keinerlei Hilfe vom ADAC.